Allianz für Niederwild

Durch die landwirtschaftliche Nutzung entstand in Baden-Württemberg eine Kulturlandschaft, die reich an Lebensräumen, Tier- und Pflanzenarten war. Die Landwirtschaft schaffte Artenvielfalt in der Feldflur. Doch leider verschwinden im Offenland Rückzugsräume und mit ihnen auch Rebhuhn, Feldhase und Co. Die ökonomischen Zwänge der Landwirtschaft, der gestiegene Flächenverbrauch und Beutegreiferdruck bringen die Arten des Offenlandes in große Bedrängnis. Wollen hier Lösungen gefunden werden, braucht es eine breite Zusammenarbeit aller Akteure in der Agrarlandschaft, eine „Allianz für Niederwild“.

Bildcollage © PantherMedia / Jakub Mrocek / Achim Prill / sourabhbharti

© PantherMedia / taviphoto

 Das Projekt

Struktur & Methodik

Die „Allianz für Niederwild“ ist ein Kooperationsprojekt der Wildforschungsstelle des Landes Baden-Württembergs mit dem Landesjagdverband Baden-Württemberg e.V. Die Allianz ist ein breites Bündnis von Jägern, Naturschützern, Kommunen, Landwirten, Grundeigentümern, Behörden und Forschungseinrichtungen in Baden-Württemberg. Gemeinsam wollen die Akteure ihr Wissen einbringen und die individuellen Handlungsmöglichkeiten zielorientiert zusammenführen, um dem Verlust an Offenlandarten entgegenzuwirken.
Ziel ist es Offenlandarten durch Verbesserung ihrer Lebensbedingungen und Lebensräume zu fördern. Der Erhalt einer nachhaltigen Bewirtschaftung unserer landwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaft ist ein wichtiges Element dabei. Ein dauerhafter Entzug aus der Bewirtschaftung, Nutzung oder Pflege dieser Lebensräume stellt dabei keine Lösung dar. Nutzungsgebote und -verbote schaffen weder Akzeptanz innerhalb der Landwirtschaft, noch werden sie den Artenverlust in der Agrarlandschaft nachhaltig bremsen.
Die Arten Feldhase, Rebhuhn und Fasan bilden für das Projekt die Leitarten. Sie stehen stellvertretend für den starken Rückgang vieler Arten des Offenlandes.
Die Allianz arbeitet gemeinsam für artenreiche Lebensräume im Offenland. Dabei hat sie die wirtschaftlichen Realitäten der Landwirte fest im Blick. Die Umsetzbarkeit in der Fläche ist die Maßgabe. So werden  4 Modellregionen betreut, in denen Maßnahmen umgesetzt werden, die die Offenlandarten fördern. Dabei werden alle Maßnahmen, ob förderfähig über landesweite Programme (FAKT, LPR) oder vorgegebene Maßnahmen nach EU-Richtlinien (Greening) nach ökologischen wie auch ökonomischen Gesichtspunkten evaluiert.

Bildcollage,Fasan,Feldhase

Bildcollage von Fasan Medien-Nr. 26173729 und Hase Medien-Nr. 26415435 © PantherMedia / Jakub Mrocek

Projektlaufzeit & Partner

Zeitraum

01.05.2016 – 31.03.2024

Projektpartner

Landesjagdverband Baden-Württemberg e.V.

Förderung

Das Projekt wird durch das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz gefördert, aus Mitteln des Sonderprogramms Biologische Vielfalt.

Allianzpartner
 

Allianzpartner AfN

AfN UN-Dekade

© UN-Dekade Biologische Vielfalt

© Anne Scholl

Das Rebhuhn – vom Allerweltsvogel zum Seltenheitswert

Video zum Projekt "Allianz für Niederwild "

Modellregionen

Um die Kernforderungen des Projekts Allianz für Niederwild bezüglich der Weiterentwicklung der Agrarförderprogramme mit praktischen Beispielen zu untermauern und um Anpassungs- und Klärungsbedarf in der Agrarförderung, die „Stolperstellen“ in der praktischen Umsetzung, zu identifizieren, wurden in den vergangenen Jahren vier Modellregionen eingerichtet. Jede dieser Modellregionen ist anders und doch haben sie eines gemeinsam: Sie zeigen auf, wie man in Zukunft die Probleme im Bereich der Biologischen Vielfalt im Agrarraum angehen muss.
Der Fokus bei der Maßnahmenumsetzung in den Modellregionen liegt hierbei auf der Schaffung von integrierten Rückzugsräumen für Offenlandarten in eine moderne Agrarlandschaft. Dies gelingt durch 
•    Etablierung einer lokalen Allianz (Vernetzung aller Akteure)
•    die Anlage von Blühflächen und mehrjährigen Brachen,
•    die Anlage von Lichtäckern, 
•    das Anpassen von Mähzeitpunkten, 
•    die Durchführung von Gehölzpflegemaßnahmen,
•    und das Etablieren eines Prädatorenmanagements.
In den Modellregionen konnte man auf Netzwerke aus örtlichen Hegegemeinschaften, der Landwirtschaft, die Kommunen und dem ehrenamtlichen Naturschutz bauen. Nur so konnte es bereits gelingen die Situation der Niederwildarten lokal zu verbessern, Maßnahmen umzusetzen und „Stolperstellen“ zu identifizieren.
 

 

Zusätzlich erhalten 7 lokale Allianzen Unterstützung in der Betreuung und Beratung.

 

© Wildforschungsstelle Baden-Württemberg

Modellregion Mittlere und Westliche Filder

Die erste Modellregion des Projekts Allianz für Niederwild wurde auf der Filderhochebene südlich der Landeshauptstadt Stuttgart eingerichtet. Sie umfasst rund 4.250 ha Offenland und ist gekennzeichnet durch sehr fruchtbare (Löss-) Böden und ihre Lage im Ballungsraum zwischen Großstadt, Flughafen, Messe, Autobahn und Bundesstraße. Trotz der schwierigen Ausgangsbedingungen handelt es sich hier um eine der letzten größeren Teilpopulationen des Rebhuhns im Land, das gemeinsam mit dem Feldhasen die Leitarten für diese Modellregion darstellen. Neben dem Getreide- und Maisanbau, dominiert auf der Filderebene vor allem der Sonderkulturanbau (Gemüse, Obst, Baumschulen). Durch ein gut funktionierendes Netzwerk aus Hegegemeinschaft (Jägerschaft), ehrenamtlichem Naturschutz („Biotoper Filderstadt“ und örtliche NABU-Gruppen), Kreisbauernschaft und Kommunen werden wirkungsvolle Rückzugsräume in der Agrarlandschaft geschaffen.

© Landesjagdverband Baden-Württemberg

Modellregion Durmersheim

Die Modellregion im Raum Rastatt wird auf ca. 730 ha Offenland umgesetzt. Die landwirtschaftlichen Verhältnisse sind durch die Lage in der Rheinebene (Hardt) mit kiesig, sandigen Böden geprägt. Typisch für diese Gegend, dominieren Sonderkulturen wie Erdbeer- und Spargelanbau sowie Getreideanbau, vorrangig zur Stroherzeugung. Die lebensraumverbessernden Maßnahmen werden an den Leitarten Fasan und Feldhase ausgerichtet, die in ihrer Funktion als Bioindikator stellvertretend für ganze Artgemeinschaften der offenen Agrarlandschaft stehen. Zusätzlich zu den Lebensraummaßnahmen, wird in der Modellregion Durmersheim ein systematisches Prädatorenmanagement durchgeführt. Die Hauptakteure in dieser Region sind die örtliche Jägerschaft und Landwirtschaft, sowie die Gemeinde Durmersheim.
 

© Landesjagdverband Baden-Württemberg

Modellregion Markgrälferland

Die rund 7.000 ha große Modellregion Markgräflerland stellt eine Besonderheit dar: Sie beherbergt noch alle drei Leitarten des Projekts – Rebhuhn, Feldhase und Fasan. Das Gebiet erstreckt sich über die Markgräfler Rheinebene, deren Anbauverhältnisse unterschiedlicher nicht sein könnten. Lösshaltige Böden wechseln sich kleinräumig zum Rhein hin in sand- und kieshaltige Böden ab. Geprägt ist die Gegend auch durch die räumliche Nähe zur Kurstadt Bad Krozingen. Neben dem Getreide- und Gemüseanbau (z.T. unter Folientunnel), sind vor allem der Saatmaisvermehrungsanbau und Tabakanbau eine regionale Besonderheit. Hauptakteure in dieser Modellregion sind die Hegegemeinschaft Rheintal GbR (Jägerschaft), die örtlichen Kommunen und das Regierungspräsidium Freiburg (Ref. 56, Naturschutz und Landschaftspflege). Letztere führen auf einem Teil der Kulisse ein Kiebitzschutzprojekt durch, mit dem ein enger fachlicher Austausch besteht und Synergieeffekte genutzt werden.
 

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© Landesjagdverband Baden-Württemberg

Modellregion Bettenreute

Die Modellregion Bettenreute umfasst die staatlichen Domänenflächen mit ca. 110 ha. Die Flächen werden vom LAZBW bewirtschaftet. Die Modellregion liegt im oberschwäbischen Hügelland. Dort sind Braun- und Parabraunerden, sowie ein Anteil an Moorböden zu finden. Dies schlägt sich auch in der Bewirtschaftung nieder, die Moorböden sind überwiegend mit Grünland bewirtschaftet. Die vorkommenden Fruchtarten umfassen Winterweizen, Sommergerste, Mais und Ackerbohnen-/ Erbsengemenge. Die lebensraumverbessernden Maßnahmen werden an der Leitart Feldhase ausgerichtet. Neben den Anlagen von Lichtäckern, Blühstreifen und Blühflächen, werden verschiedene Zwischenfruchtmischungen ausgesät und ein Mulchmanagement in Absprache mit dem landwirtschaftlichen Betrieb durchgeführt. Das Hauptaugenmerk liegt bei dieser Modellregion in der wissenschaftlichen Begleitforschung. Es werden Aufnahmen zu vorkommender Fauna und Flora durchgeführt, wie auch die Lebensraumnutzung von Rotfüchsen und Feldhasen.
 

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© Wildforschungsstelle Baden-Württemberg

© PantherMedia / Mutan7

Lebensraumförderung - BERATUNGSHANDBUCH ALLIANZ FÜR NIEDERWILD

Mit dem onlinebasierten Beratungshandbuch „Lebensraumförderung“ möchten wir Ihnen einen Einblick geben, welche Möglichkeiten es gibt, Lebensräume zu schaffen,  zu erhalten und zu fördern. Zu finden sind freiwillige und förderfähige Maßnahmen, die den bedrohten Offenlandarten wie dem Rebhuhn und dem Feldhasen helfen, aber auch anderen Tieren und Pflanzen die Möglichkeiten gibt, sich zu entfalten. 

Niederwildforschung

 

Links

 

Ansprechperson

Jennifer Mack

Wildforschungsstelle des Landes Baden-Württemberg (WFS)

Lehmgrubenweg 5

88326 Aulendorf

afn-wfs@lazbw.bwl.de

+49 (0) 174 160 9555

René Greiner

Landesjagdverband Baden-Württemberg e.V.

Felix-Dahn-Straße 41

70597 Stuttgart

greiner@landesjagdverband.de

+49 (0) 711 268436 – 23