Rotwildkonzeption

Rotwild ist eine Tierart, die durch den jahreszeitlich bedingten Gebietswechsel viel Raum für sich beansprucht. Das Rotwildmanagement sollte deshalb möglichst großräumig erfolgen.  Durch revierübergreifende Managementpläne, an deren Entwicklung die betroffenen Zielgruppen beteiligt werden, könnten viele Konflikte und daraus resultierende negative Folgen vermieden werden.

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Als größte heimische Säugetierart birgt Rotwild ein hohes Konfliktpotential für Land- und Forstwirtschaft. Aus diesem Grund wurden Ende der 1950er Jahre fünf Rotwildgebiete in Baden-Württemberg eingerichtet, in denen die aktuelle Rotwildverbreitung in Baden-Württemberg zu finden ist. Außerhalb der Rotwildgebiete herrscht ein Abschussgebot (mit Ausnahme der Kronenhirsche).

Das Rotwildgebiet Nordschwarzwald ist mit ca. 105.000 ha das größte der fünf Rotwildgebiete Baden-Württembergs und spielt für den genetischen Austausch der Rotwildpopulation in Baden-Württemberg eine zentrale Rolle. Der Waldanteil liegt bei über 85 Prozent und besteht mehrheitlich aus Staats- und Kommunalwald. Das Rotwildgebiet ist eingebettet in den Naturpark Schwarzwald Mitte-Nord und erstreckt sich über sieben verschiedene Landkreise. Der Nationalpark Schwarzwald befindet sich inmitten des Rotwildgebietes.

 

rotwildkonzeption

© Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg

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Aufgrund des großen Raumanspruchs dieser Wildart, welcher sich über viele Jagdreviere erstreckt und dem hohen Konfliktpotential im Bereich der Forstwirtschaft sollte Rotwildmanagement möglichst großräumig erfolgen. Dies ist im Nordschwarzwald allerdings nicht einfach, denn unterschiedliche Waldbesitzarten, kleine Pachtreviere, uneinheitliche Fütterungspraktiken und nicht gelenkte touristische Aktivitäten erschweren ein einheitliches Management.

Gleichzeitig hat sich der Lebensraum des Rotwilds aufgrund großflächiger Sturmwürfe im Wald verändert und der Rotwildbestand ist in einigen Bereichen des Nordschwarzwalds gestiegen. Der Bedarf an touristischer Erlebbarkeit von Rothirschen hat zugenommen und auch die Ausweisung eines Nationalparks hat die Bedingungen für das Rotwildmanagement im Nordschwarzwald verändert.

Fehlende Kommunikation sowie unterschiedliche Ziel- und Wertvorstellungen aller beteiligten Akteure sind daher wesentlicher Teil des Managements. Diese Faktoren führen oftmals zur Unzufriedenheit der beteiligten Jäger und Grundbesitzer, unnötig hohen Wildschäden und damit einhergehend zu einer mangelnden Akzeptanz des Rotwilds und seiner Bewirtschaftung bei betroffenen Personengruppen.

Durch revierübergreifende Managementpläne, an deren Entwicklung die betroffenen Zielgruppen beteiligt werden, könnten viele Konflikte und daraus resultierende negative Folgen vermieden werden.

Während im Rotwildgebiet Schönbuch und im Rotwildgebiet Südschwarzwald solche Managementpläne bereits existieren, stehen diese im Rotwildgebiet Nordschwarzwald noch aus.

Rotwildgebiet Nordschwarzwald mit Nationalpark

Rotwildgebiet Nordschwarzwald mit Nationalpark © FVA

Die positiven Erfahrungen aus dem Schönbuch und dem Südschwarzwald haben allerdings gezeigt, dass für jedes Rotwildgebiet spezifische Managementpläne zu entwickeln sind, die den jeweiligen Eigenarten des Lebensraums, der Rotwildpopulation und vor allem den unterschiedlichen Interessensgruppen gerecht werden.

Aus diesem Grund wird an der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) nun gemeinsam mit interessierten und betroffenen Akteuren, Kommunen, Betrieben, Verbänden und Behörden eine Rotwildkonzeption für den Nordschwarzwald. Die Konzeption baut auf wildtierökologischen und sozialwissenschaftlichen Grundlagen, sowie einem groß angelegten Partizipationsprozess auf und wird im Konsens mit den Akteuren erarbeitet und konkrete Maßnahmen für die Umsetzung der Projektziele enthalten. Auf diese Weise soll dauerhaft ein zwischen den Betroffenen abgestimmtes Management der Tierart ermöglicht werden.

Aktuelle Ergebnisse der Rotwildforschung finden Sie hier

Telemetrie Rotwildgebiet

Übersichtskarte der Rothirschtelemetrie © FVA

Für die Rotwildkonzeption soll gleichrangig gelten:

1. Wildschäden sollen nur in einem vom jeweiligen Grundeigentümer tolerierten Maß auftreten,

2. Die Ansprüche des Rotwildes, insbesondere an seinen Lebensraum und sein Ruhebedürfnis, sollen erfüllt werden,

3. Die Rotwilddichte soll den unter 1. und 2. genannten Vorgaben entsprechen und muss demensprechend auf ein gewisses Maß eingestellt werden,

4. Die Bejagung des Rotwildes soll attraktiv und der Jagdwert erhalten bleiben,

5. Die Erlebbarkeit der Art soll für Besucher und Einheimische punktuell ermöglicht werden,

6. Das Erreichen von Naturschutz- und Tierschutzzielen soll sichergestellt werden,

7. Das Rotwild-Management im Nationalpark soll mit dem Gesamtmanagement im Nordschwarzwald abgestimmt sein,

8. Die im Rahmen der Projektbearbeitung geschaffenen Managementstrukturen sollen dauerhaft sicherstellen, dass eine Umsetzung des Managementplanes mit vorhandenen Ressourcen und eine fortlaufende Weiterentwicklung des Managementplanes ermöglicht werden kann.

 

Der auf diesen Teilzielen (1 bis 8) basierende Managementplan muss an die regionalen Bedürfnisse im Rotwildgebiet angepasst sein. Das bedeutet, dass die Teilziele lokal unterschiedlich gewichtet werden können.

Zukünftig soll das Rotwildgebiet Nordschwarzwald in vier verschiedene Zonen eingeteilt werden:

      1. Walderlebnisbereiche,

      2. Verbreitungsgebiete,

      3. Hauptverbreitungsgebiete,

      4. Wildruhebereiche.

Ausführlich Informationen zum Projekt, unserem Newsletter und der Forschung finden Sie unter www.rotwildkonzeption-nordschwarzwald.de

Ansprechpersonen

Dr. Dominik Fechter

Forstliche Versuchs-und Forschungsanstalt - Abteilung FVA-Wildtierinstitut

Wonnhaldestr. 4

79100 Freiburg

Dominik.Fechter@forst.bwl.de

+49 (0) 761 4018-464

Dr. Stefan Ehrhart

Forstliche Versuchs-und Forschungsanstalt - Abteilung FVA-Wildtierinstitut

Wonnhaldestr. 4

79100 Freiburg

Stefan.Ehrhart@forst.bwl.de

+49 (0) 761 4018-476

Max Kröschel

Forstliche Versuchs-und Forschungsanstalt - Abteilung FVA-Wildtierinstitut

Wonnhaldestr. 4

79100 Freiburg

Max.Kroeschel@forst.bwl.de

+49 (0) 761 4018-379