Was ist die Jagd?

Die Jagd ist ein wichtiges Werkzeug des Wildtiermanagements. Sie umfasst das Aufsuchen, Nachstellen, Fangen, Erlegen und Aneignen von jagdbaren Wildtieren. Der traditionelle Begriff des Weidwerks umfasst alle Bereiche des Jagdwesens und seiner handwerklichen Aspekte. 

Die Jagd im Morgengrauen © Christof Janko

Die Jagd unterliegt einem stetigen Wandel

Die moderne Jagdausübung orientiert, sich an ökologischen Erkenntnissen und unterliegt vielfältigen Regularien. Die Jägerschaft hat hierbei einen klaren gesetzlichen und gesellschaftlichen Auftrag, der in § 2 des JWMG definiert ist (s. Kap. 1.1). Die gesellschaftlichen Anforderungen an die Jagd und damit an die Jägerschaft sind dabei in den vergangenen Jahrzehnten rasant gestiegen. Nicht nur die Entwicklungen im Bereich des Tierschutzes, auch Themen wie Fleischhygiene und Aufgaben des Wildtiermanagements stellen heute hohe Anforderungen an die Jagdausbildung und die praktische Jagdausübung.

Die Jagd als Steuerungselement

Die Jagd ist heute für viele Arten ein wichtiger Mortalitätsfaktor. In Form eines Steuerungselementes („Regulierung“) ist dies auch beabsichtigt. Die Faktoren, die Wildtierbestände beeinflussen, sind dabei vielfältig. Die Wirkung der Jagd ist daher auch nie isoliert, sondern in einem Wirkungsgefüge zu betrachten (s. Abb.2):

Faktorenkomplex Jagd

Abb. 2 Ein Faktorenkomplex wirkt auf die Bestandsdynamik von Wildtierarten, die Jagd spielt dabei eine wichtige Rolle © Wildtierbericht 2018

Die Jagd, ein vielseitiges Handwerk

Trotz allen modernen Entwicklungen ist die Jagd eines geblieben – ein Handwerk. So wie es unterschiedliche jagdbare Wildtierarten gibt, gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Jagdarten und -methoden, die an die rechtlichen Vorgaben, die Zielart und die räumlichen Gegebenheiten angepasst werden. Dieser Variantenreichtum stellt unterschiedliche Anforderungen an Mensch und Technik. Gemein haben alle Jagdformen das Grundwissen um das Verhalten des Wildes und den entsprechenden Einsatz der Ressourcen, sei es in Form von Schützen, Hunden oder Treibern. Grundsätzlich kann unterschieden werden zwischen der Einzeljagd und der Gesellschaftsjagd. Dann gibt es noch bestimmte Sonderformen der Jagd, etwa die Jagd mit der Falle oder die Jagd mit dem Greifvogel, die Beizjagd. Die verschiedenen Jagdmethoden sind im Wildtierbericht 2018 näher beschrieben.

Jagdarten

Ansitzjagd

Hochsitz Leiter

© Wildforschungsstelle Baden-Württemberg

Die Ansitzjagd ist in Baden-Württemberg die häufigste Jagdart. Sie wird meist von einer erhöhten Ansitzeinrichtung durchgeführt. Dort wird die jagende Person kaum von den Wildtieren wahrgenommen, vorausgesetzt sie verhält sich geräuscharm und der Wind steht günstig. Von oben kann ein großes Blickfeld eingesehen werden, durch die Beobachtungsmöglichkeit können Wildtiere sicher angesprochen (erkannt) und erlegt werden. Wichtig ist es zudem, Störungen der Wildtiere möglichst zu vermeiden, d. h. die Jägerin bzw. der Jäger sollte schon vor dem Eintreffen des Wildes auf dem Ansitz sein, sich ruhig verhalten und nach der Erlegung eine Zeit lang warten. So kann vermieden werden, dass Wildtiere Hochsitze negativ wahrnehmen und meiden. Vom Hochsitz aus ist zudem eine sicherere Schussabgabe möglich, da die Kugel von oben in Richtung Erde fliegt und dort steckenbleiben kann (Kugelfang).

Pirsch

Pirschjagd

© Wildforschungsstelle Baden-Württemberg

Die Pirsch erfolgt auf Pirschpfaden als aktive Bewegung zu den bejagten Wildtieren bis auf Schussweite. Dabei wird versucht, dass der oder die Jagende das Tier wahrnimmt, bevor das Wildtier ihn oder sie bemerkt. Wildtiere haben sehr feine Sinne, sie riechen und hören sehr gut. Besonders gut können sie auch schnelle Bewegungen und Kontraste wahrnehmen. Diese Jagdart ist sehr schwierig durchzuführen, da geräuschlos und gegen den Wind vorgegangen werden muss. Tarnkleidung, gefegte Pirschpfade und gute Kenntnis des Geländes sind von Vorteil.

Bewegungsjagd

Bewegungsjagd,Treiber

© Dr. Christof Janko

Eine Bewegungsjagd ist eine Gesellschaftsjagd mit mehreren jagenden und treibenden Personen sowie Jagdhunden. Sie ist der Überbegriff für unterschiedliche Varianten wie Drückjagd oder Treibjagd. In allen Fällen ist das Ziel, Wildtiere „in Bewegung“ zu setzen und der Schützin bzw. dem Schützen zuzuführen. Bei dieser Jagdart gelten besondere Sicherheitsbestimmungen. Die Durchführung einer solchen Jagd erbringt oft gute Streckenergebnisse, ist aber aufwendig zu planen, besonders wenn sie revierübergreifend durchgeführt wird. Sie stellt hohe Anforderungen an die Einhaltung von Sicherheitsregeln und die Organisation am Jagdtag. Gute Kenntnis der Reviergegebenheiten und der örtlichen Gegebenheiten sowie eine gute Kommunikation der beteiligten Reviere ist für eine erfolgreiche Durchführung wichtig.

Die Drückjagd hat die Bejagung des Schalenwilds zum Ziel. Dabei werden mit einer ausreichenden Anzahl geeigneter Jagdhunde und treibenden Personen die Wildtiere aus ihren Deckungseinständen „gedrückt“, ohne dabei zu viel Beunruhigung hervorzurufen, die das Wildtier zu schnellen Fluchten veranlassen würde. Die so in Bewegung gebrachten Wildtiere können dann vom Ansitz aus gut angesprochen (erkannt) und sicher und tierschutzgerecht erlegt werden. Idealerweise wird eine Fläche wenige Male im Jahr bejagt und den Rest der Zeit „in Ruhe gelassen“. So sind Wildtiere nicht einem ständigen Jagddruck ausgesetzt. Diese Form der Jagd hat sich in den vergangenen Jahren stark entwickelt. Vorteile hat sie auch in den durch die naturnahe Waldwirtschaft zunehmend schwieriger bejagbaren Wäldern, wo Wildtiere schwer zu erlegen sind. Besonders zur Reduktion von Wildschweinbeständen wird diese Jagdform als wichtige Säule erachtet.

Die Treibjagd hat die Bejagung des Niederwilds zum Ziel. Auch hier wirken jagenden und treibende Personen und meist Jagdhunde zusammen. Eine Treiberwehr (meist mit Jagdhunden) treibt den Jägerinnen und Jägern die Wildtiere zu. Treibjagden werden vor allem in niederwildreichen Regionen durchgeführt.

Fangjagd

© Dr. Christof Janko

Die Fangjagd mit Fallen ist eine sehr anspruchsvolle Form der Jagd. Kenntnisse der jeweiligen Tierart und der Lebensgewohnheiten sind elementar, um Wildtiere erfolgreich mit der Falle zu stellen. Nur der Einsatz von Lebendfangfallen ist erlaubt. Die Nutzung  von Totfangfallen ist nur über eine Ausnahmegenehmigung der unteren Jagdbehörde möglich. Neben Personen mit einem gültigen Jagdschein dürfen Personen mit Grundeigentum und Nutzungsberechtigte auf Flächen, auf denen die Jagd mit einem Fallensachkundenachweis die Fallenjagd auf Wildkaninchen, Steinmarder und Füchse und anderen Arten, die dem Nutzungs-und Entwicklungsmanagements unterliegen, mit Genehmigung der Unteren Jagdbehörde ausüben. Ein tierschutzgerechter Fang ist sicherzustellen und Gefahren für Menschen und nicht-jagdbare Tiere sind zu vermeiden.

Lockjagd

© Alwin Schnabel

Unter Lockjagd versteht man verschiedene Arten Wildtiere anzulocken, ob durch Futtermittel, mit akustischen Locklauten oder optischen Reizen. Das Locken durch Ausbringen von sehr geringen Futtermengen (keine Fütterung) für Schalen- und Niederwild nennt man „Kirrung“. Die Kirrjagd ist gesetzlich geregelt. An sogenannten „Luderplätzen“ wird durch das Auslegen von Wildresten erlegter Tiere vor allem der Rotfuchs angelockt. Der Rehbock kann in der Blattzeit Anfang August mit verschiedenen Lauten angelockt werden, wobei entweder die Geiß oder das Kitz imitiert werden. Bei der Rufjagd auf Rothirsche locken Brunftrufe von Beihirschen den Platzhirsch an. Die Imitation von Beutetieren wie z. B. das Klagen von Kaninchen und Feldhasen oder das Pfeifen von Mäusen kommt bei der Reizjagd auf Füchse zum Einsatz. Eine zunehmende Jagdart ist die in Süddeutschland früher kaum übliche optische Lockjagd auf Federwild. Sie wird mit Attrappen des zu bejagenden Wildes durchgeführt, z. B. mit Enten-, Tauben- und Gänseattrappen

Einsatz von tierischen Jagdhelfern

Jagdhunde

© Malte Larsson

Die Bindung zwischen Mensch und Hund ist sehr alt, bereits vor über 12.000 Jahren jagten sie gemeinsam. Ein jagdliches Sprichwort sagt: „Jagd ohne Hund ist Schund“, denn Jagdhunde helfen bei der Jagdausübung in großem Maße und tragen dazu bei, dass die Jagd tierschutzgerecht ausgeübt werden kann. Dabei ist die Jagdhundeausbildung sehr zeit- und kostenaufwendig. Jagdhunde müssen in mehreren für ihre Rasse vorgesehenen Prüfungen ihre angeborenen Anlagen und ihre Brauchbarkeit nachweisen. Laut Gesetz dürfen nur geprüfte Jagdhunde eingesetzt werden. Nicht jeder Hund kann alle Aufgabenbereiche der Jagd meistern. So werden je nach Einsatzgebiet unterschiedliche Jagdhunderassen eingesetzt. Unter ihnen gibt es Allrounder und absolute Spezialisten.

Frettchen

© Lukas Beck

Die Baujagd wird auch auf Wildkaninchen ausgeübt. Dabei  werden Frettchen, die domestizierte Form des Iltisses, in die Baue entlassen und bringen die Wildkaninchen dazu, den Bau zu verlassen. Diese Form der Jagdausübung, das Frettieren, wird eher selten durchgeführt.

Beizvögel

© Sabrina Streif

Die Beizjagd ist eine alte, traditionelle Jagdmethode, die seit 2010 von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt ist. Die Jagdausübung erfolgt mit Hilfe von unterschiedlichen Greifvögeln, die entsprechend ihrer Fähigkeiten unterschiedliche Schwerpunkte bei der Wahl der Zielwildarten erlauben. Begleitet von Falknerin bzw. Falkner und oft einem Vorstehhund erbeutet der Beizvogel Wildtiere, die seinem natürlichen Beutespektrum entsprechen. Die Ausbildung und Haltung von Greifvögeln und Falken ist anspruchsvoll und wird in Baden-Württemberg von wenigen Spezialisten ausgeführt. Wer die Beizjagd ausüben möchte, muss im Besitz eines gültigen Falknerjagdscheins sein. Für die erste Erteilung muss neben der erfolgreiche abgelegten Jägerprüfung bzw. eingeschränkten Jägerprüfung zusätzlich die Falknerprüfung bestanden sein.

Verbände im Bereich des Jagdwesens

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