Wildtierkrankheiten

Wildtiere können ähnlich wie Menschen, Nutztiere und Haustiere von einer Vielzahl von Krankheiten infiziert werden. 

Kranker Fuchs © Flickr Matt Reinbold

Bedeutung von Wildtierkrankheiten

Bei freilebenden Wildtieren kann man die Krankheiten in 2 Gruppen einteilen. 
Zum einen gibt es bei den Wildtieren Erbkrankheiten, die einen Nachteil bei der natürlichen Selektion bedeuten. Ein Beispiel dafür wäre der Melanismus/Albinismus, da durch die auffällige Schwarze bzw. Weiße Färbung ein Nachteil gegenüber Beutegreifern (z.B. auch dem Jäger) entsteht. Anderseits sind solche Mutationen im Erbgut auch Treiber der Evolution und können unter den richtigen Bedingungen auch einen Selektionsvorteil bieten. 
Die zweite Gruppe der Krankheiten ist deutlich negativer für den Organismus, die Infektionskrankheiten. Diese Gruppe wird klassischerweise noch in 4 Untergruppen unterteilt: Parasiten, Bakterien, Viren und Prionen. 

Endoparasit im Herzmuskelfleisch

Endoparasit im Herzmuskelfleisch © flickr-lancewheeler-CCBY2_0-DEED

Parasitäre Wildtierkrankheiten

Beispiele für parasitäre Infektionskrankheiten bei Wildtieren sind Endoparasiten wie Lungen- und Herzwürmer oder Ektoparasiten wie Mücken und Zecken. Neben der Schwächung des Wirtstieres durch den Parasiten können diese auch virale oder bakterielle Krankheiten übertragen.
Die bekannteste parasitäre Erkrankung bei Wildtieren ist die Räude beim Rotfuchs. Dabei handelt es sich um Grabmilben (Sarcoptes scabei) die Gänge in die Fuchshaut graben. Die Exkrimente und das graben lösen eine Reizung und Entzündung der Haut aus und Fuchs kratzt/beißt sich die Haare aus bzw. die Haut blütig. Die Tiere sterben häufig an Unterkühlung und Mangelernährung in Folge des Räudebefalls.
Parasiten schaden ihrem Wirt um selber zu wachsen und sich zu vermehren, im Gegensatz dazu stehen die Symbionten ihren Wirt nutzen ihm aber auch nützen.

flickr CC BY 2.0 DEED Michael-Wunderli

Grabmilbe © flickr CC BY 2.0 DEED Michael-Wunderli

Ektoparasiten

-    Räude (Grabmilben der Gattung Sarkoptes)
-    Zecken
-    Flöhe
-    Mücken 
-    Gnitzen
-    Bremsen

Weibliche adulte Ixodes Ricinus

Weibliche adulte Ixodes Ricinus © flickr mcyrusjohnson Matt-Johnson CC-BY-SA-2.0

Endoparasiten

-    Kleiner Fuchsbandwurm*
-    Waschbärspulwurm*
-    Herzwürmer
-    Lungenwürmer
-    Magenwürmer
-    Rotwurm
-    Haarwurm
-    Leberegel
-    Babesien*
-    Trichine*
-    Kokzidose*

Endoparasit im Herzmuskelfleisch

Endoparasit im Herzmuskelfleisch © flickr-lancewheeler-CCBY2_0-DEED

Kranker Fuchs © Flickr Matt Reinbold

Bakterielle Infektionskrankheiten

Als Beispiel dient hier die Tularämie beim Feldhasen welche durch das Bakterium Francisella tularensis ausgelöst wird. Diese Infektion kann durch infiziertes Wasser aber auch Stäube entstehen und wird aber auch über Ektoparasiten wie Mücken übertragen. Viele bakterielle Infektionskrankheiten sind nicht wirtsspezifisch und daher besteht auch ein Infektionsrisiko für den Menschen. Daher sollten Wildtiere ob lebendig oder tot stets mit Handschuhen und einer entsprechenden Umsicht gehandhabt werden.
Bei Wildtieren treten bakterielle Erkrankungen eher auf bzw. als Folge andere Erkrankungen, Verletzungen oder Mangelernährung und zumeist nur lokal verbreitet.

E_Coli © Pixbay Geralt

E_Coli © Pixbay Geralt

Virale Infektionskrankheiten


Aktuell prominente Viren im Wildtierbereich sind das afrikanische Schweinepestvirus (ASP) und die Aviäre Influenza (Vogelgrippe).
Ein Virus ist ein behüllter oder unbehüllter Partikel mit Erbgutinformationen, er selbst weist keinerlei Merkmale eines Lebewesens auf. Die Merkmale eines Lebewesens sind Bewegung aus eigener Kraft, Wachstum, Stoffwechsel, Reizbarkeit, Fortpflanzung und eine Zellstruktur.
Ein Virus wird durch Bindung an die Zelloberfläche eingeschleust und sein Erbgut (DNA oder RNA) wird von der Zelle gelesen und reproduziert. Anschließend werden die Viren in der Zelle zusammengesetzt und zerstören die Zelle bei ihrer Freisetzung. 
Viren zerstören die befallenen Zellen um sich zu vermehren und richten so gravierende Schäden am Organismus an.

 ComicArt Virus

Virus © Flickr SciTechTrend PDM 1.0 DEED https://www.flickr.com/photos/scitechtrend/

Prionen (Protein Infektion)

Bisher bekannte Prionenerkrankungen sind Creutzfeld-Jakob (CJK), BSE (Bovine Spongo Encephalitis), Scrapie (Paraplegia enzootica) und Kuru. Bei Wildtieren sind bisher keine Prionenkrankheiten bekannt.
Wie Viren zählen auch Prionen nicht zu den Lebewesen, da sie keine Voraussetzungen des Lebens erfüllen. Prionen sind leider noch nicht sehr gut untersucht. Bekannt ist das es sich bei Prionen um fehlgefaltete Proteine handelt die bei anderen Proteinen ebenfalls zu einer Fehlfaltung führen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Proteinkomplex#/media/Datei:1GZX_Haemoglobin.png

Bändermodell des Hämoglobin-Heterotetramers (αβ)2 Rot: Untereinheit α Blau: Untereinheit β Grün: die prosthetische Häm-Gruppe; nach PDB 1GZX © Wikipedia CC-BY-SA

Zoonosen

Während einige Krankheiten nur bei bestimmten Tierarten oder Gattung auftreten gibt es auch Krankheiten die keine bestimmten Wirtsgrenzen kennen. Die Krankheiten werden entweder vom direkt Tier auf den Menschen übertragen oder über einen belebten (z.B Zecken) oder unbelebten (Feldfrüchte; Beeren) Vektor übertragen. Beispiele sind der Fuchsbandwurm und der Waschbärspulwum (Parasiten), Franciscella tularensis, der Erreger der Hasenpest /Tularämie beim Feldhasen (Bakterium) sowie die terrestische Tollwut. Bei vielen Krankheiten ist auch der Eintrag einer Krankheit in die Wildtierpopulation durch den Menschen möglich, ein prominentes Beispiel dafür stellt das Covid-19 Virus dar.

Virusbild

Virusbild © Pixabay Blendertimer

PROBEENTNAHMEN & MONITORING

Das Krankheitsmonitoring bei Wildtieren in Baden-Württemberg beruht auf mehreren Säulen. Der Großteil der Proben wird über das passive Krankheitsmonitoring bestimmter Tierseuchen und Krankheiten erbracht. Dazu werden zurzeit bestimmte Tierarten auf bestimmte Krankheiten untersucht, die Tiere setzen sich dabei sowohl aus Unfallwild (Fallwild) als auch aus jagdlich erlegtem Tieren zusammen. 
Desweiteren sind die Jäger dazu angehalten, erlegte Wildtiere mit Verhaltensauffälligkeiten und Organveränderungen einer veterinärmedizinischen Untersuchung zu zuführen. Dies dient bei einigen Arten dem Krankheitsmonitoring, für andere Arten sind bestimmte Untersuchungen vorgeschrieben, wenn das Wildfleisch für den Verzehr vorgesehen ist, dazu zählen die Trichinen-Untersuchung beim Wildschwein oder die Leberegel-Untersuchungen bei Wildwiederkäuern.
Aber auch Spaziergänger und Waldbesucher können das Krankheitsmonitoring unterstützen, in dem Sie tot gefundene Wildtiere den örtlichen Behörden melden. Wichtig ist dabei die Wildtiere nicht selbstständig zur Untersuchung zu bringen, um sich nicht selbst zu gefährden da auch potenziell zoonotische Erreger auf den Menschen übertragen werden können. Am besten dokumentiert man den Fund mit Bildern und einer GPS-Koordinaten und leitet diese an die lokale Veterinärdienststelle oder den örtlichen Jäger weiter. Auskünfte hierzu kann auch die örtliche Polizeidienststelle geben.
 

Aktuelles Krankheitsmonitoring der Landesuntersuchungsämter (2018 bis 2020)

Die veterinärmedizinischen Untersuchungsämter in Baden-Württemberg

Das Land Baden-Württemberg verfügt über insgesamt vier Chemische und Veterinärmedizinische Untersuchungsämter (CVUA) in Sigmaringen, Karlsruhe, Stuttgart und Freiburg sowie über ein Staatliches Tierärztliches Untersuchungsamt (STUA) – Diagnostikzentrum Aulendorf. Die CVUAs Stuttgart, Karlsruhe und Freiburg sowie das STUA – Diagnostikzentrum Aulendorf befassen sich mit der Untersuchung von eingesendeten Wildtieren und deren Proben. 

Im Rahmen des Wildtierkrankheits-Monitorings sind die Untersuchungen von Fallwild sowie auffällig erlegten Wildtieren kostenlos möglich und sinnvoll, um Risiken frühzeitig zu erkennen.

Dabei sollte jedoch stets der Selbstschutz im Vordergrund stehen, weshalb Bürgerinnen und Bürger eine Meldung beim zuständigen Veterinäramt oder an den ortsansässigen Jäger vornehmen sollten. Die Jägerschaft kann Feldhasen mit auffälligen Merkmalen oder Fallwild kostenlos bei der CVUA untersuchen lassen.

Weitere Informationen zur Arbeit der CVUAs sowie des STUA finden sie unter www.ua-bw.de.