Waldschnepfe

Die FVA arbeitet seit 2018 daran, optimale Rahmenbedingungen für ein Waldschnepfen-Monitoring in Baden-Württemberg zu bestimmen. Ein solches Monitoring soll Einblicke in die Verbreitung der Brutpopulation in Baden-Württemberg liefern. Mit Hilfe eines langfristigen Monitorings kann außerdem bestimmt werden, wie sich der Brutbestand entwickelt.

Entwicklung eines Waldschnepfen-Monitorings in Baden-Württemberg

Die Waldschnepfe ist eine äußerst heimlich lebende Waldbewohnerin. Nur bei der Balz im Frühjahr lässt sich der Watvogel überhaupt gezielt beobachten. Da sich die Schnepfenbalz jedoch während der Abend- und Morgendämmerung abspielt, ist die Waldschnepfe in gängigen Monitoringprogrammen unzureichend repräsentiert. Denn diese fokussieren sich zumeist auf tagaktive Singvögel. Zusätzlich erschwert wird das Monitoring der Waldschnepfe durch die Tatsache, dass die Männchen mit ihrem Balzgesang keine Reviere abstecken, sondern lediglich Weibchen anlocken. Eine balzende Waldschnepfe ist also nicht mit einem Revier, oder gar einem Brutpaar gleichzusetzen. Daher ist die Bestimmung der Bestandsgröße nach derzeitigem Kenntnisstand kaum möglich. Dennoch ist die abendliche Erfassung Schnepfenbalz der Standard im Monitoring und kann wichtige Erkenntnisse liefern.

Bis zum Ende des Projekts Methodenentwicklung für das Waldschnepfen-Monitoring in Baden-Württemberg (2022) werden jährlich ehrenamtliche Erfassungen der Waldschnepfenbalz im Mai und Juni durchgeführt. Zur Teilnahme an der Kartierung sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Ergänzend werden die Möglichkeiten des bioakustischen Monitorings untersucht. Dabei wird der Balzgesang der Männchen mit autonomen Audiorecordern aufgezeichnet und am Computer analysiert. Bewährt sich die bioakustische Erfassung, kann sie das Netz der ehrenamtlich bearbeiteten Flächen ergänzen und mögliche Erfassungslücken schließen.

weitere Informationen zum Waldschnepfenmonitoring finden Sie auf der Seite der FVA

An windstillen Abenden im Mai und Juni können die Balzflüge der Waldschnepfen an Waldlichtungen gut beobachtet werden. © FVA

Ergebnisse der Waldschnepfen-Kartierung 2021

Wie schon in den vergangenen Jahren ist 2021 im Frühjahr die Waldschnepfenbalz in Baden-Württemberg kartiert worden. Auf Lichtungen und an Randstrukturen im Wald sind während der Abenddämmerungen die Balzflüge der männlichen Waldschnepfen beobachtet und dokumentiert worden. Mehr als 200 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer beteiligten sich an diesen Kartierungen und erfassten das Balzgeschehen an 324 Standorten in ganz Baden-Württemberg. Das Ergebnis: Während der Balz- und Brutzeit konnte die Schnepfe auf 60% der untersuchten Flächen nachgewiesen werden. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Rückgang. Allerdings kann noch nicht von einem Rückgang des Bestands gesprochen werden. Bei der Waldschnepfe sind Schwankungen in der Bestandsgröße üblich. Erst ein langfristiges Monitoring kann zeigen, ob es sich beim aktuellen Rückgang um eine solche natürliche Schwankung, oder einen Trend in der Bestandsentwicklung handelt.

Das Wildtierinistitut der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA-WTI) nutzt die Kartierungen während der Balzzeit, um Methoden zu testen, mit denen in der Zukunft die Bestandsentwicklung erhoben werden kann. Neben der ehrenamtlichen Kartierung ist die Bioakustik eine dieser möglichen Monitoringmethoden.

In der Bioakustik werden Audioaufnahmegeräte genutzt, um Tierlaute aufzuzeichnen. Die von der FVA genutzten Geräte verbleiben für längere Zeit unbeaufsichtigt im Wald und nehmen die Balzrufe der Waldschnepfen auf. Die erstellten Aufnahmen werden im Anschluss am PC analysiert. Ziel der Computeranalyse ist das Vorkommen der Waldschnepfe bestätigen oder ausschließen zu können. Die Vorteile dieses Ansatzes sind ein vergleichsweise geringer Zeitaufwand und die Möglichkeit die Geräte über lange Zeit und an unterschiedlichen Orten einsetzten zu können. Um diese Vorteile ausspielen zu können gilt es jedoch einige Hürden zu nehmen. Nachdem im Projekt bereits gezeigt werden konnte, dass die Aufnahmegeräte ein ähnlich gutes „Hörvermögen“ haben wie die Kartierenden, wurde in diesem Jahr die automatisierte Computeranalyse getestet. Mittels künstlicher Intelligenz sind die Aufnahmen nach rufende Waldschnepfen durchsucht worden. Obwohl das Computermodell nicht alle Rufe korrekt erkannte, konnte das Vorkommen der Waldschnepfe zuverlässig nachgewiesen und damit die größte Hürde für den regulären Einsatz genommen werden. Um dieses Ergebnis zu verifizieren wird die bioakustische Erfassung 2022 weitergeführt und ausgebaut. Doch auch die ehrenamtliche Kartierung wird 2022 fortgeführt.

 

Mehr zum Projekt Methodenentwicklung für das Waldschnepfen-Monitoring

Lage und Ergebnisse der 322 kartierten Flächen: grüner runder Punkt: Waldschnepfe nachgewiesen. Rote Raute: Kein Waldschnepfennachweis © FVA-WTI

Philip Holderried

Forstliche Versuchs-und Forschungsanstalt - Abteilung FVA-Wildtierinstitut

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