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Gämse Rupicapra rupicapra

Gämse
Gämse Gämse

Produktoptionen

Gämse
Nutzungsmanagement
Wald
teilweise günstig
Feld
Pflanzenfresser

Steckbrief

Bestandssituationteilweise günstig
Kopf-Rumpf-Länge110 cm - 130 cm
Schulterhöhe70 cm - 85 cm, ♂: Ø 81 cm
Gewicht25 kg - 40 kg
PaarungszeitNovember - Dezember
FortpflanzungPlatzböcke stehen oberhalb der Rudel und verteidigen es gegen Rivalen. Dabei kann es zu sozialen Auseinandersetzungen kommen. Meist finden diese Revierkämpfe nur zwischen älteren und ranggleichen Gamsböcken statt. Durch ritualisierte Formen von Droh- und Imponiergehabe sollen die Eindringlinge verdrängt werden, selten kommt es zu Kämpfen. Mitunter kann es zu wilden Verfolgungsjagden im Tiefschnee oder abschüssigen Gelände kommen. Die Brunft ist vor allem für die Böcke sehr energieaufwändig. Sehr lange und harte Winterperioden können eine erhöhte Sterblichkeit verursachen.
SetzzeitMai - Juni
Anzahl Junge1, selten Mehrlingsgeburten
LebensweiseVorwiegend tagaktiv, bei Störungen verlagert sich die Aktivität in die Dämmerung und Nacht. Die Gämsen leben in Gruppen, zusammengesetzt aus Geißen, Jährlingen und Kitzen oder reinen Junggesellengruppen. Ältere Böcke leben einzelgängerisch. Gamswild kommt von Natur aus in alpinen Lebensräumen sowie im bewaldeten und felsenreichen Mittelgebirge vor. Gämsen sind geschickte Kletterer. Als Feindvermeidungsstrategie sucht die Gämse Steilhänge und Felspartien auf. Ihre flexiblen Hufen (sogenannte Schalen) verfügen über hartgummiartige Sohlen. Dank ihnen können sich die Gämsen auch an Steilhängen und im abschüssigen Gelände sicher fortbewegen. Gams- Kitze können ihrer Mutter bereits kurze Zeit nach der Geburt in anspruchsvolles Gelände folgen. Kitze bleiben bis zu einem Jahr bei dem Muttertier. Geißen weißen ein relativ standorttreues Verhalten auf, während Gamsböcke weite Strecken wandern können um sich fortzupflanzen. Die frühen Morgen- und Abendstunden werden überwiegend zur Nahrungsaufnahme genutzt. Über den Jahresverlauf legt sich das Gamswild energiereiche Fettreserven zu. Die Fettvorräte dienen als Energielieferant im Winter u.a. für die energieaufwändige Paarungszeit. Zu den natürlichen Feinden in Deutschland zählen Luchs, Wolf und Steinadler.
NahrungGämsen sind Wiederkäuer. Zu ihrem Nahrungsspektrum zählen Gräser, Blätter, Knospen, Kräuter, Flechten und Moose. Im Winter beschränkt sich das Nahrungsangebot vorwiegend auf die verdaulichen Teile von Bäumen und Sträuchern.
ManagementstufeNutzungsmanagement
Jagdzeit1. Juli bis 31. Januar (Jährlinge beider Geschlechter), 1. September bis 31. Januar (Böcke, Geißen, Kitze)

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Als Soziallaut dient ein ziegenartiges Meckern. Ähnlich, jedoch lauter, ist das sogenannte „Blädern“ des Gamsbocks innerhalb der Brunft. Bei Gefahr stößt das Gamswild einen laut hörbaren Pfiff durch die Nase aus.

Gämse: Meckern eines Gamsbockes © Tierstimmenarchiv.de / Tembrock, Günter / CC BY-SA
Gämse: Bock warnt durch Nasenschnaufen © Tierstimmenarchiv.de / Lütgens, Hans / CC BY

Verbreitung in Baden-Württemberg

Bis ins 14. Jahrhundert war das Gamswild Standwild im Schwarzwald. Durch übermäßige Bejagung im Mittelalter wurde die Gams in Baden-Württemberg vom Menschen ausgerottet. In den 1930er Jahren wurde eine limitierte Anzahl von Gämsen österreichischer Abstammung in den Schwarzwald eingebürgert. In Baden-Württemberg tritt die Gams als Standwild aktuell im südlichen Schwarzwald, auf der südlichen schwäbischen Alb, in Oberndorf am Neckar, bei Balingen am Hörnle und in der  voralpinen Adelegg auf. 

Der Großteil des Bestands lebt in der Feldberg-Belchen-Region. Aufgrund von Wanderbewegungen dringt die Gämse als Wechselwild bis in nordöstliche Regionen entlang der schwäbischen Alb und nach Norden entlang des Schwarzwaldes vor. Die Vorkommen sind zwar relativ weit voneinander entfernt, stehen aber vermutlich durch die Wanderbewegungen im Austausch. Auch im voralpinen Hügelland sowie in Teilbereichen der Neckar- und Tauber-Gäuplatten kommt die Gämse immer wieder vor.

Wildtierbericht,2018, Vorkommen der Gämse in Baden-Württemberg

Links: Vorkommen der Gämse als Standwild in den Jagdjahren 2015/16 bis 2018/19 | Rechts: Vorkommen der Gämse als Wechselwild in den Jagdjahren 2015/16 bis 2018/19 (Wildtierbericht 2021)

© PantherMedia / waitandshoot

Lebensraum

Entgegen weitläufiger Meinung ist die Gämse kein ausschließliches Hochgebirgstier wie der Steinbock. Gamswild kommt neben den alpinen Hochlagen auch in den angrenzenden Mittelgebirgen vor. Bereits in der Jungsteinzeit besiedelten Gämsen die alpennahen Mittelgebirgswälder, auch unter Anwesenheit von Fressfeinden wie Bär, Wolf und Luchs. Sie kamen dort nicht nur in Baden-Württemberg, sondern auch in angrenzenden Gebieten wie den Vogesen, im bayerischen Allgäu sowie den Schweizer Mittelgebirgen vor. Das Gesamtverbreitungsgebiet erstreckt sich auf gebirgige Regionen oberhalb von etwa 400 m ü. NN bis oberhalb der Waldgrenze in Zentral- und Südeuropa sowie Kleinasien. Die Art wurde nach Argentinien und Neuseeland eingeführt.

 

Die Verfügbarkeit von Nahrung ist ein wichtiges Kriterium für die Auswahl geeigneter Lebensräume. Im alpinen Bereich zeigt das Gamswild ein saisonal bedingtes vertikales Wanderverhalten. In den Sommermonaten besiedeln die Tiere die felsigen Hochlagen, im Winter ziehen sie sich in die Bergwälder zurück. Gämsen bevorzugen bei der Habitatauswahl steile Lagen, sind aber kein ausgesprochenes Bergwild. Neben Felspartien brauchen sie auch offene Flächen und Waldbereiche.

Gefährdungen

Die Gämse unterliegt dem Jagd- und Wildtiermanagementgesetz. Dieses verpflichtet zum Monitoring für die Art (§ 5 JWMG). Des Weiteren ist die Gämse im Anhang V der Fauna-Flora-Habitat Richtlinie gelistet, dementsprechend ist ein günstiger Erhaltungszustand der Art sicherzustellen. Weiterhin wird gefordert, den günstigen Erhaltungszustand systematisch und permanent zu überwachen (s. Artikel 11 der FFH-Richtlinie).
Seit 2020 ist die Gämse erstmals auf der Vorwarnstufe der Roten Liste der Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands gelistet.

Links & Quellen

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Quellen

Bauer, J. J. (1986): Die Schwarzwaldgemse: Populationsökologie, Verhalten, Management. Ergebnisse des Forschungsprojekts Schwarzwaldgemse. Unveröffentlichter Bericht Zoologisches Institut der Universität Freiburg

Baumann, M.; Struch, M. (2000): Waldgemsen. Wildbiologie in der Schweiz, 6/20, Infodienst Wildbiologie und Ökologie (Hrsg.), Zürich

Bassano, B.; Perrone, A.; von Hardenberg, A. (2003): Body weight and horn development in Alpine chamois, Rupicapra rupicapra (Bovidae, Caprinae). Mammalia, 67 (1): 65 - 73

Bundesamt für Naturschutz (2013): Nationaler Bericht nach Art. 17 FFH-Richtlinie in Deutschland (2013), Teil Arten (Annex B), Alpine Region

Elliger, A.; Arnold, J.; Linderoth, P. (2017): Jagdbericht Baden-Württemberg 2016/2017. Berichte der Wildforschungsstelle Nr. 23, LAZBW, Aulendorf (Hrsg.)

Herter, W.; Siewert, W. (2015): Gamswildgebiet Oberes Donautal- Ergebnisse von zehn Jahren Vegetationsuntersuchungen. Naturschutz Info 2015, Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (Hrsg.), Karlsruhe

Knaus, W.; Schröder, W. (1983): „Das Gamswild“, Verlag Paul Parey, 3. Neubearbeitete Auflage

Linderoth, P. (2003): Gamswild im Oberen Donautal - eine Konfliktanalyse. WFS Mitt. 1/2003

Linderoth, P. (2005): Gämse Rupicapra rupicapra (Linnaeus, 1758). In: Braun, M., Dieterlin, F. (Hrsg.): Die Säugetiere Baden-Württembergs. Band 2, Ulmer Verlag, Stuttgart

Miller, C.; Corlatti, L. (2014): „Das Gamsbuch - Für Einsteiger und Profis“, Verlag J. Neumann- Neudmann AG, 2. überarbeitete Auflage

Schneiderig-Petrig, R.; Salm, U.P. (1998): „Die Gemse“, Benteli Hallwag Druck AG, 1. Auflage

Sägesser, H.; Krapp, F. (1986): Rupicapra rupicapra - Gemse. In: Niethammer, J.; Krapp, F. (Hrsg.): Handbuch der Säugetiere Europas, Bd. 2/II Paarhufer, Aula Verlag, Wiesbaden