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Wanderfalke Falco peregrinus

Wanderfalke
Wanderfalke Wanderfalke

Produktoptionen

Wanderfalke
Schutzmanagement
teilweise günstig
Fleischfresser
Siedlung

Steckbrief

Bestandssituationgünstig
Körperlänge♂: 38 cm - 45 cm, ♀: 46 cm - 51 cm
Körpergewicht♂: 600 g - 750 g, ♀: 900 g - 1.300 g
ReproduktionszeitAnfang Februar - Ende Juli
Gelegegröße3 - 4 Eier
Brutdauer29 - 32 Tage
JungenaufzuchtIn Baden-Württemberg überwiegend Fels- und Gebäudebrüter; ca. 1/3 der Bruten in Kunsthorsten; ausgeprägte Nistplatztreue; Weibchen und Männchen brüten; Nestlingsdauer 6 - 8 Wochen; Bettelflugphase 4 - 8 Wochen.
LebensweiseTagaktiv; jagt seine Beute fast ausschließlich im Luftraum; entwickelt sehr hohe Stoßgeschwindigkeiten; Beute wird häufig bereits durch den Aufprall getötet, sonst durch Biss in den Nacken; das 1/3 kleinere Männchen jagt kleinere Vögel als das größere Weibchen.
NahrungBeute zu 99 % Vögel; je nach Angebot Kleinvögel, Drosseln, Tauben, Krähen und Wasservögel; zur Überbrückung von Nahrungsengpässen bei Schlechtwetter (Sichtjäger) wird überschüssige Beute in Nahrungsdepots abgelegt.
ManagementstufeSchutzmanagement
Jagdzeitkeine

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Tierstimme Icon,Tierstimme,Wanderfalke

Wanderfalke lahnen © Tierstimmenarchiv.de / Frommolt, Karl-Heinz / CC BY-SA
Tierstimme Wanderfalke © Tierstimmenarchiv.de / Kreuels, Martin / CC BY-NC-SA

Verbreitung in Baden-Württemberg

Die Entwicklung des Brutbestands des Wanderfalken zählt zu den größten Erfolgsgeschichten des Naturschutzes in Baden-Württemberg. Anfang der 1970er-Jahre war sein Bestand bundesweit bis auf geringe Restbestände in Süddeutschland zusammengebrochen. Hauptursache für erfolglose Bruten waren in den Eiern angereicherte chlorierte Kohlenwasserstoffe, welche die Dicke der Eischalen verringerten, sodass diese zerbrachen, aber auch Brutausfälle durch Störungen und illegale Aushorstungen. Nach dem DDT-Verbot 1972 und dem historischen Bestandstief mit 26 Paaren im selben Jahr erholte sich der Bestand in Baden-Württemberg langsam wieder. Großen Anteil daran hatte die 1965 gegründete Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz (AGW), die gefährdete Horste zum Schutz gegen Aushorstungen bewachte und durch den Bau sicherer Kunsthorste den Bruterfolg der Falken steigerte.

Ab Anfang der 1980er-Jahre stieg der Bestand zwei Jahrzehnte lang stark an und erreichte 2003 mit einem Maximum von 294 Revierpaaren einen wahrscheinlich historischen Höchststand. Seitdem ist der Wanderfalkenbestand im Land tendenziell wieder rückläufig. Hierbei spielt wahrscheinlich auch die zunehmende Konkurrenz durch den sich ausbreitenden Uhu (Bubo bubo) eine Rolle. Der Wanderfalke konkurriert mit dem Uhu nicht nur um Brutplätze im Felsen, sondern wird am Schlafplatz auch vom Uhu geschlagen. Im Jahr 2017 erreichte der Brutbestand des Uhus in Baden-Württemberg erstmals eine ähnliche Größenordnung wie der des Wanderfalken. Zusätzlich zu der ökologischen Konkurrenzsituation ist aber auch die immer intensivere Nutzung der Landschaft, z. B. durch den zunehmenden Freizeitverkehr, ein nicht zu unterschätzender Faktor für die gegenwärtige Populationsdynamik.

Wildtierbericht 2021, Vorkommen Wanderfalke Revierpaare in Baden-Württemberg

Wanderfalke im Flug © PantherMedia / DanitaDelimontMicro (Ken Archer)

Lebensraum

Nach einer Auswertung der Revierstandorte aus den letzten 60 Jahren liegen die meisten Brutreviere des Wanderfalken in den klassischen Mittelgebirgszonen der Schwäbischen Alb (42,2 %) und des Schwarzwalds (22,5 %) sowie im Neckartal (16 %). Die restlichen Standorte verteilen sich auf die übrige Landesfläche. Der tiefst gelegene Standort befindet sich bei 90 m ü. NN in Mannheim, der höchst gelegene auf 1.280 m ü. NN im Südschwarzwald. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Population aus den traditionellen Kerngebieten der Mittelgebirge hin zu den urbanen oder anthropogen geprägten Räumen des nördlichen Baden-Württembergs verlagert.

LEBENSRAUM STADT

In der Stadt kommt der Wanderfalke auf den höchsten Gebäuden wie Kirchtürmen, Wassertürmen oder Hochhäusern vor und nutzt diese als Brutplatzmöglichkeit. Viele Ansiedlungen im urbanen Bereich gehen auf das Angebot von künstlichen Nisthilfen zurück. In der Stadt kann der Wanderfalke zur Brutzeit recht leicht beobachtet werden. Zur Aufzuchtzeit der Jungen können Beutereste von Vögeln am Fuße der Kirchtürme gefunden werden. Da Wanderfalken regelmäßig Brieftauben erbeuten, stehen Taubenzüchter dieser Greifvogelart häufig sehr kritisch gegenüber. Das Vorkommen des Wanderfalken ist ein Indikator für den Zustand der Umwelt (Biozidbelastung), denn er steht am Ende der Nahrungskette. In Braunkohletagebaugebieten nutzt der Wanderfalke auch die Schaufelradbagger (Plattformen) als Brutplatz. In der Falknerei werden heute noch Wanderfalken bei der Jagd auf Flugwild eingesetzt.

Wanderfalke,Flug

© Uni Freiburg

Gefährdung

Der Wanderfalke wird seit 2005 in der Roten Liste der Brutvögel  in der Kategorie „ungefährdet“ geführt, aber er weist seitdem einen abnehmenden Bestandstrend auf. Zwar ist die Population nach wie vor stabil, aber regionale Abnahmen geben Anlass zur Sorge. Die Bestandssituation für den Wanderfalken wird als insgesamt „günstig“ bewertet, wobei der Bestand als „teilweise günstig“ eingestuft wird. Die Einstufung in das Schutzmanagement ist angemessen. Durch die AGW wird der Wanderfalke an einigen Brutplätzen überwacht , um Ihn vor der illegalen Aushorstung zu schützen.

Links & Quellen

Links

Quellen

Bauer, H.-G.; Boschert, M.; Förschler, M. I.; Hölzinger, J.; Kramer, M.; Mahler, U. (2016): Rote Liste und kommentiertes Verzeichnis der Brutvogelarten Baden-Württembergs, 6. Fassung, Stand 31.12.2013. Naturschutz-Praxis Artenschutz 11

Bezzel, E. (1985): Kompendium der Vögel Mitteleuropas: Nonpasseriformes - Nichtsingvögel. Aula-Verlag, Wiesbaden

Kersting, G. (2015): 50 Jahre Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz. In: Rau, F.; Lühl, R.; Becht, J. (Hrsg.): 50 Jahre Schutz von Fels und Falken, Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz 1965-2015, Ornithologische Jahreshefte Baden-Württemberg, 31 (Sonderband): 47 - 74

Mebs, R.; Schmidt, D. (2015): Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens. Kosmos Verlag, Stuttgart

Rau, F. (2015): Bestands- und Arealentwicklung von Wanderfalke Falco peregrinus und Uhu Bubo bubo in Baden- Württemberg 1965-2015. In: Rau, F.; Lühl, R.; Becht, J. (Hrsg.): 50 Jahre Schutz von Fels und Falken. Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz 1965 - 2015, Ornithologische Jahreshefte Baden-Württemberg, 31 (Sonderband): 99 - 127

Rau, F.; Becht, J.; Lühl, R.; Fischer, B. (2017): Wanderfalken und Uhus in Baden-Württemberg, Die Brutsaison 2017. In: Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz im NABU (Hrsg.), Jahresbericht, 2017: 4 - 8

Rau, F.; Becht, J.; Lühl, R.; Schenkl, M. (2015): Wanderfalken und Uhus in Baden-Württemberg, Die Brutsaison 2015. In: Rau, F.; Lühl, R.; Becht, J. (Hrsg.): 50 Jahre Schutz von Fels und Falken, Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz 1965 - 2015, Ornithologische Jahreshefte Baden-Württemberg, 31 (Sonderband): 75 - 98