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Auerhuhn Tetrao urogallus

Auerhuhn
Auerhuhn Auerhuhn

Produktoptionen

Auerhuhn
Schutzmanagement
Wald
ungünstig
Pflanzenfresser

Steckbrief

Bestandssituationungünstig
Körperlänge♂: 100 cm
Körpergewicht♂: 3 kg - 5 kg, ♀: 1,5 kg - 2 kg
ReproduktionszeitMitte - Ende April
Balz Arenabalz, an einem guten Balzplatz bis zu 10 - 20 erwachsene Auerhühner
Gelegegröße1 pro Jahr mit 7 - 11 Eier; bei frühem Verlust des Geleges sind Nachbruten mit geringerer Eizahl häufig.
Brutdauer 24 - 26 Tage
JungenaufzuchtBodenbrüter; Nestflüchter; Henne brütet und führt die Jungen; nach ca. 3 Monaten selbstständig.
LebensweiseTagaktiv, Einzelgänger, manchmal Hennen- oder Hahngruppen, Hähne stark territorial während der Balz, Schlafplatz auf Bäumen, wichtig ist ein häufiger Wechsel von dichten und lichten Waldbeständen, Nahrungserwerb im Winter auf Bäumen, im Sommer meist am Boden.
NahrungPflanzenfresser, Insektenfresser in der Jugendphase.
ManagementstufeSchutzmanagement
Jagdzeitkeine

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Tierstimme

Auerhahn Balzruf © Tierstimmenarchiv.de / Giersch / CC BY-NC-SA

Verbreitung in Baden-Württemberg

Das Auerhuhn kommt in Baden-Württemberg aktuell nur im Schwarzwald vor. Einzelvorkommen im Allgäu/Adelegg hängen mit den Verbreitungsgebieten in Bayern zusammen. Außerhalb Baden-Württembergs kommt das Auerhuhn in Deutschland noch mit einigen Restpopulationen im Fichtelgebirge, im Bayerischen Wald und im Alpenraum vor. Derzeit wird in der Niederlausitz (Brandenburg) ein fundiertes Wiederansiedlungsprojekt mit Wildfängen aus Schweden durchgeführt. Alle anderen Wiederansiedlungsprojekte mit Gehegehühnern waren erfolglos.

Die Schwarzwald-Population wird in vier Teilgebiete (Teilpopulationen) eingeteilt: Nord-, Mittel-, Süd-Schwarzwald und Baar/ Ostschwarzwald. Die Teilgebiete sind durch Verbundkorridore miteinander vernetzt. Das Auerhuhn hat einen sehr großen Raumanspruch. Für eine überlebensfähige, genetisch gesunde Mindestpopulation von 500 Tieren wird für den Schwarzwald eine Lebensraumfläche von 50.000 ha angenommen. Diese Minimumfläche ist im Aktionsplan Auerhuhn (APA) in die Waldbereiche gelegt worden, die für eine langfristige Besiedelung am geeignetsten sind.

Das Auerhuhn gilt auch im Schwarzwald als nacheiszeitliche Reliktart. Historische Quellen belegen, dass das Auerhuhn schon um das Jahr 1500 im Schwarzwald vorkam. Nachdem es Anfang des 18. Jahrhunderts noch bejagt wurde, ist die Jagd auf Auerhühner wegen der abnehmenden Populationsgröße seit 1971 nicht mehr gestattet. Seither sind die Populationszahlen des Auerhuhns unter Berücksichtigung periodischer Schwankungen trotzdem rückläufig. Die Balzplatzzählungen aus dem Jahr 2018 ergab nur noch 167 balzende Hähne. Bei einem Geschlechterverhältnis von 1:1 entspricht dies einer Populationsgröße von ca. 330 Individuen. Den anhaltend negativen Trend beurteilen Experten als äußerst bedenklich.

Verbreitung des Auerhuhns in Baden-Württemberg  © Wildtierbericht 2018

Verbreitung des Auerhuhns in Baden-Württemberg © Wildtierbericht 2018

Lebensraum

Das Auerhuhn besiedelt große, zusammenhängende boreale oder montane Wälder. Diese Wälder sollten nicht nur eine reiche Bodenvegetation und nährstoffarme Bedingungen aufweisen, sondern auch licht und strukturreich sein. Das Auerhuhn bevorzugt Nadelmischwälder, die es in unterschiedlichster Form nutzt. Um  zu überleben, benötigt das Waldhuhn vor allem Nahrung, Deckung und Licht (Wärme). In den Wintermonaten ernähren sich die Auerhühner hauptsächlich von Koniferennadeln, die im lichten Nadelmischwald reichlich vorhanden sind, aber wenig Energie liefern. Im Frühjahr hingegen sind es besonders die jungen Knospen der Laubbäume, die dem Auerhuhn nach einem harten Winter wieder Energie für die Reproduktion liefern. Die jungen Küken ernähren sich in den ersten Wochen hauptsächlich von Insekten. Wichtige Lebensraumelemente während der Kükenaufzucht sind daher vor allem eine ausgeprägte Insektenfauna und lichte Waldstrukturen, in denen das Sonnenlicht bis auf den Waldboden vordringt. In den Sommermonaten ernähren sich die adulten sowie die juvenilen Auerhühner in erster Linie von den Früchten der Beerensträucher wie Heidelbeere oder Preiselbeere. Große, tiefbeastete Bäume bieten den Vögeln Schutz vor Witterung und Prädatoren. Solche Bäume sind, neben einem lockeren Netz aus Freiflächen, ein zentrales Lebensraumelement in einem lichten, strukturreichen Wald. Die Wälder des Schwarzwaldes weisen nur noch mancherorts die beschriebenen Strukturen auf. Innerhalb der letzten fünf Jahrzehnte hat der Anteil der Lebensraumstrukturen, die für das Auerhuhn geeignet sind, im Schwarzwald kontinuierlich abgenommen, auch wenn die großen Sturmereignisse in den 1990er-Jahren (Vivian, Wiebke und Lothar) neue und potenziell geeignete Lebensräume für das Auerhuhn schufen und Grund zur Hoffnung gaben.

Auerhuhn Lebensraumpotenzial © Wildtierbericht 2018

Auerhuhn Lebensraumpotenzial © Wildtierbericht 2018

Gefährdungen

Den anhaltend negativen Trend beurteilen Experten als äußerst bedenklich. Coppes et al. beschreibt die Abnahme der Auerhuhnpopulation im Schwarzwald in den letzten 50 Jahren als alarmierend. Sie ist nicht mehr mit Populationsschwankungen zu erklären. Angesichts des aktuellen Tiefstandes der Population ist es sehr wichtig, dass bei der Beurteilung von allen Vorhaben, welche möglicherweise Auerhühner negativ beeinflussen könnten, das Vorsorge-Prinzip angewendet wird. Als Ursachen für den negativen Bestandstrend wird ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren diskutiert: Lebensraumverlust durch Fragmentierung und Abnahme der Habitatqualität durch eine veränderte forstwirtschaftliche Nutzung des Waldes, die wachsende touristische Nutzung durch Freizeitaktivitäten (Geocaching, Langlauf- und Tourenski, Schneeschuhwandern, Mountainbiking usw.), ein gestiegener Prädationsdruck durch verschiedene Beutegreifer (z. B. Fuchs, Marder, Habicht, aber auch Wildschwein), nasskalte Witterungsbedingungen während der Reproduktionsphase und der Klimawandel. Dabei betonen alle Experten, dass die abnehmende Populationsgröße auf ein Zusammenspiel der einzelnen Faktoren zurückzuführen ist. 

Auerhuhnzählung Schwarzwald FVA

© Wildtierbericht 2018