Lebensräume in Mais und Getreide

Felder und Äcker stellen in unserer Kulturlandschaft nicht nur Produktionsflächen für Nahrungsmittel dar, sondern sind auch Lebensräume für Wildtiere

LEBENSRÄUME IM MAIS UND GETREIDE

Felder und Äcker stellen in unserer Kulturlandschaft nicht nur Produktionsflächen für Nahrungsmittel dar, sondern sind auch Lebensräume für Wildtiere. Gerade Feldhasen sind klassische Bewohner von Ackerlandschaften. Auch im Getreide und im Mais können Lebensräume für Wildtiere entstehen oder vorzufinden sein. Es muss nur ein wenig an der Stellschraube der Bewirtschaftung gedreht werden, um diesen Lebensraum für die Wildtiere zu optimieren. Die vorgestellten Maßnahmen beruhen derzeit auf freiwilliger Umsetzung  für jeden der unsere Wildtiere in der Agrarlandschaft fördern möchte.

Durch das Reduzieren der Saatgutstärke um 30-50 Prozent und der Verdoppelung des Reihenabstandes auf mindestens 25-30 cm, wird ein lichter Bestand erzeugt, der den Lichteinfall für Ackerwildkräuter aber auch den Raum-Dichte-Widerstand für viele Offenlandarten begünstigt. Die klassisch angelegten Getreideschläge sind oft zu dicht, als das sie attraktiv für Feldhasen oder Feldlerchen sind. Dadurch, dass durch den höheren Lichteinfall bei „Lichtäckern“ auch Ackerwildkräuter aufkommen und diese Insekten anziehen, kommt dies der Jungenaufzucht von Feldlerche, Rebhuhn und Fasan zu Gute. Der aufkommende Klatschmohn den die Häsin zu sich nehmen kann, ist von Vorteil, da die Milch der Häsin dadurch schön fetthaltig für die Junghasen ist. Damit solche Lichtäcker ihre ganze positive Wirkung entfalten können, sollte auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sowie Herbiziden oder Insektiziden weitestgehend verzichtet werden. Die Maßnahme muss nicht auf ganzen Getreideschlägen angebracht werden, es reichen schon kleinere Flächen am Feldrand von 0,1-0,2 Hektar, wenn dabei eine Breite von mind. 15 m eingehalten wird. Die Umsetzung kann im Sommer- wie Wintergetreide erfolgen. Der Lichtacker dient den Vögeln als Nahrungsquelle, den Offenlandarten wie Feldhase oder Rebhuhn sich trocken laufen und putzen zu können nach einem Regenguss oder gar als Nistplatz für die Feldlerche und bleibt praktikabel für die Landwirte, da sie jährlich den Standort wechseln können.

Lichtacker im Getreide © Wildforschungsstelle Baden-Württemberg

Lichtäcker bieten

  • Nahrung durch den Aufwuchs von Ackerwildkräuter für Insekten, Agrarvögel und -säuger 
  • Verbindung von Biotopen/Lebensräumen: Trittstein-Effekt
  • Rückzugsorte
  • Nistplätze 
     

Lichtäcker sind Lebensraum für

  • Vögel der Agrarlandschaft wie Feldlerche, Rebhuhn, Fasan, Wachtel
  • den Feldhasen
  • Wildbienen, Schmetterlinge, Schwebfliegen und  Spinnentiere
  • Ackerwildkräuter, wie Rittersporn, Klatschmohn, Kornblume und Kamille
     

Lichtäcker fördern

  • eine Steigerung der natürlichen Artenvielfalt in der Landwirtschaft
  • insbesondere den Lebensraum von Feldhasen und Feldlerchen
  • einen bunten Blühaspekt von Ackerwildkräutern  und dies wird von der Bevölkerung positiv wahrgenommen 
     

Stoppelbrache © Anne Scholl Wildforschungsstelle Baden-Württemberg

Das Belassen von Stoppelbrachen eignet sich vor allem bei Flächen, auf welchen erst im kommenden Frühjahr die Folgefrucht angelegt wird, wie z.B. Sommergetreide oder Mais. Die Stoppelbrache zeichnet sich durch keine Bodenbearbeitung aus. So ist es auch möglich, die Gründüngung/Zwischenfruchtmischung oberflächig auszubringen, ohne zuvor den ganzen Schlag umzubrechen. Mit wenig Aufwand lässt sich so ein bedeutungsvoller Lebensraum schaffen – vor allem zur Deckung und Nahrungsfindung. Das Stehenlassen der Stoppeln kann auf dem gesamten Schlag oder auf Teilflächen vorgenommen werden. Für einen positiven Effekt sollte eine Mindestgröße von 0,5 ha und eine Mindestbreite von 6 m eingehalten werden, wobei auch kleiner angelegte streifenförmige Teilflächen, z.B. am Schlagrand, positive Wirkungen haben können. Die Höhe der Stoppeln sollte mindestens 20 cm betragen. Durch die Stoppelbrache lassen sich Ackerwildkräuter, Wanderrouten von Tieren und Raststätten für durchziehende Vögel fördern, abhängig von der Länge der Standzeit. 

Hase findet Deckung in Stoppelbrache © Wildforschungsstelle Baden-Württemberg

Stoppelbrachen bieten

  • Deckung in der kargen Herbst-/Winterzeit
  • Wanderkorridore für Amphibien
  • Nahrungsangebote 
  • einen temporären Lebensraum 
     

Stoppelbrachen sind Lebensraum für

  • spätblühende Ackerwildkräuter    
  • Fasan, Rebhuhn, Feldhase und Hamster
  • Zugvögel
     

Stoppelbrachen fördern

  • das Nahrungsangebot
  • das Strukturangebot in der Agrarlandschaft
  • einen offenen Lebensraum für Feldvögel
  • die Vernetzung von Lebensräumen
     

Die Anlage von Feldlerchenfenstern eignet sich für Schlaggrößen ab 5 ha in Kulturen wie Wintergetreide, Winterraps und Mais. Dabei werden künstlich Fehlstellen in großen und meist eintönigen Schlägen geschaffen, indem bei der Aussaat Kleinflächen ausgespart werden. Die Größe des Feldlerchenfensters sollte je 20 m² betragen, wobei je Hektar 2 Feldlerchenfenster angelegt werden sollten. Als Vorrausetzungen für eine erfolgreiche Nutzung durch die Feldlerche sollten die Fenster eine größtmögliche Entfernung zu umliegenden Ortschaften und Vertikalstrukturen wie Straßen und Bäumen beziehungsweise Hecken besitzen. Auch zu Fahrgassen und dem Feldrand sollte ein Abstand gehalten werden, um eine Erbeutung durch nach Nahrung suchende Prädatoren wie Füchsen und Katzen zu vermeiden. Das sogenannte Lerchenfenster, mit lichterer und natürlicher Vegetation wird durch die Feldlerche  zum Anflug genutzt und ermöglicht  auch um das Gelege herum die Suche nach Nahrung in Form von Insekten und Sämereien von Gräsern. Das Gelege selbst wird in der Deckung der eigentlichen Feldfrucht angelegt und von den Fenstern herkommend aufgesucht.

Für die Anlage eines Lerchenfensters gibt es zwei Möglichkeiten: Während der maschinellen Einsaat von Getreide an den gewünschten Stellen wird die Sämaschine für wenige Meter angehoben. Eine weitere Möglichkeit ist das Erzeugen von Störstellen durch Grubbern oder Fräsen nach der Saat. Lerchenfenster können im weiteren Verlauf wie der übrige Schlag bewirtschaftet werden. Da Feldlerchen ihr Nest in der umliegenden dichteren Vegetation der Feldfrucht anlegen, sollte aus Vorsicht vor der Zerstörung des Geleges ferner auf mechanische Unkrautbekämpfung im Puffer von 10 m um das Lerchenfenster verzichtet werden.  

Neben der Feldlerche profitieren auch andere Tierarten der Agrarfauna von solchen unbewirtschafteten Kahlstellen im Schlag. Auch Rebhühner, Fasane und Feldhasen nutzen die Lerchenfenster, da sie hier geeignete Stellen zum Trocknen nach Regenereignissen und für die Fell- bzw. Gefiederpflege finden. Bei gegebener Nähe zu Feldgehölzen oder Waldrändern lassen sich auf diesen Flächen auch Finkenarten und Goldammern nieder. Weiterhin förderlich ist es, wenn in der Nähe Blühstreifen oder blühende Feldraine zugegen sind.
 

Grafische Darstellung zur Anlage von Feldlerchenfenstern © Wildforschungsstelle Baden-Württemberg

Feldlerchenfenster bieten

  • Raum zur Entwicklung von Ackerwildkräutern
  • offene Stellen in einer dichten Struktur
  • Anflugmöglichkeiten
  • Brutmöglichkeiten
  • Huderplätze (Sandbäder) für Feldvögel
     

Feldlerchenfenster sind Lebensraum für

  • die Feldlerche
  • das Rebhuhn
  • die Goldammer
  • der Feldhase

Feldlerchenfenster fördern

  • die Strukturvielfalt in einer Ackerfrucht
  • die Strukturvielfalt in der Landschaft
  • Nahrungsverfügbarkeit
  • Insekten, Laufkäfer und Spinnentiere