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Nilgans Alopochen aegyptiaca

Nilgans
Nilgans Nilgans

Produktoptionen

Nilgans
Nutzungsmanagement
Feld
Wasser
Siedlung
Pflanzenfresser
invasiv-gebietsfremd

Steckbrief

Bestandssituationgebietsfremde Art - es wird keine Bestandssituation angeführt
Körperlänge63 cm - 72 cm
Gewicht1.900 g - 2.400 g
ReproduktionszeitEnde Februar - Mai, aber vereinzelt auch später
Gelegegröße6 - 9 Eier
Brutdauer28 - 30 Tage
JungenaufzuchtFlexible Nistplatzwahl, im Gras, auf Bäumen oder Gebäuden; Nester max 300m vom Wasser entfernt; stark territorial während Brutzeit; Nestflüchter; flügge mit 65 - 70 Tagen, bleiben aber noch einige Wochen im Familienverband.
LebensweiseTagaktiv; Nahrungssuche auf offenen Flächen; aggressiv bei der Brutplatzeroberung und Verteidigung, auch gegenüber größeren Arten.
NahrungÜberwiegend vegetarisch, Gras, Sämereien, Winterweizen und andere Grünkost aus landwirtschaftlicher Produktion.
ManagementstufeNutzungsmanagement
Jagdzeit1. August bis 15. Februar, Jungtiere 15. April bis 15. Februar, gemäß § 10 Absatz 2 DVO darf die Jagd auf Jungtiere der Nilgans ganzjährig außerhalb der allgemeinen Schonzeit (16. Februar bis 15. April) ausgeübt werden. Gemäß § 10 Absatz 3 DVO JWMG darf die Jagd auf Jungtiere der Nilgans ganzjährig ausgeübt werden, wenn eine entsprechend genehmigte Managementkonzeption vorliegt.

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Tierstimme Icon,Tierstimme,Nilgans

Tierstimme Nilgans © Tierstimmenarchiv.de / Tembrock, Günter / CC BY-SA

Verbreitung in Baden-Württemberg

Ursprünglich stammt die Nilgans aus Afrika. In den 1980er-Jahren sind entflogene und ausgesetzte Tiere von Holland aus entlang der Rheinschiene über Nordrhein-Westfalen (Erstbrut 1986) bis nach Baden-Württemberg (Erstbrut 1993) eingewandert.

Keine andere nichtheimische Vogelart hat sich so rasch verbreitet wie die Nilgans. In Baden-Württemberg hat sich zwischen 2009 und 2019 die Anzahl der Gemeinden mit Brutmeldungen von 33 auf 201 etwa versechsfacht. Ihr 2006 noch überwiegend auf den Rhein beschränktes Brutareal hat sich bis 2019 deutlich nach Osten erweitert. Dies schlägt sich auch in der Jagdstatistik nieder, bei der die Nilgans landesweit an erster Stelle der Gänsestrecke steht. Die meisten Nilgänse wurden am nördlichen Oberrhein zwischen Karlsruhe und Mannheim erlegt.

Wildtierbericht 2021, Vorkommen der Nilgans in Baden-Württemberg

Vorkommen der Nilgans in den Gemeinden Baden-Württembergs im Jagdjahr 2018/2019 ©Wildtierbericht 2021

Nilgänse © PantherMedia / Steve_Allen

Lebensraum

In Baden-Württemberg leben Nilgänse überwiegend im menschlichen Siedlungsbereich. Ähnlich wie die Stockente stellen sie keine spezifischen Ansprüche an ihren Lebensraum, sondern sie brüten in Stadtparks, Golfplätzen und Grünanlagen aller Art, solange sich Gewässer in der Nähe befinden. Durch die Verkotung von Liegewiesen und Schwimmbädern entstehen örtlich Konflikte mit der menschlichen Nutzung.

Gefährdungen durch Neozoen

Die Nilgans wird als gebietsfremde Art nicht nach den Gefährdungskategorien der Roten Liste beurteilt. Allerdings könnte angesichts der rasanten Verbreitung  und einer  Zunahme der Gemeindefläche mit gemeldeten Nilgansvorkommen in Baden-Württemberg von ca. 350 % im Zeitraum von nur 9 Jahren (2008 bis 2016) von einer Gefährdung auch keine Rede sein. Vielmehr ist es umgekehrt so, dass die Nilgans durch ihre dynamische Ausbreitung eine Gefahr für die Biodiversität darstellt, weil sie einheimische Arten verdrängen kann. Deshalb wurde die Nilgans 2017 von der EU auf die Liste der invasiven Neozoen von unionsweiter Bedeutung gesetzt. Dieses hat zur Folge, dass die weitere Verbreitung der Nilgans aus naturschutzfachlicher Sicht europaweit mit spezifischen Managementmaßnahmen, z.B. eine gezielte Bejagung oder Fang, möglichst verhindert oder zumindest erschwert werden soll.

© PantherMedia / kama71

Für eine gute Nachbarschaft

Nilgänse können vom Menschen als Plage empfunden werden. An den Ufern von Rhein und Neckar, wo sie sich in größerer Zahl aufhalten, hinterlassen sie Kot und verbeißen Pflanzen. Dies kann besonders in von Menschen angelegten und genutzten Parks und auf Liegewiesen zu Konflikten führen. Landwirte beklagen Ernteverluste, da die Nilgänse im Februar und März die zarten Sprösslinge auf den Wintergetreidefeldern zupfen. Weiterhin gelten Nilgänse während der Brutzeit als aggressiv. Es kann vorkommen, dass die Gänse zu nahe kommende Menschen anfauchen, um ihre Brut zu verteidigen. Ebenso gehen sie sehr dominant gegen andere Wasservogelarten wie Stockenten vor.

Nilgans (c) Ulrich vor dem Esche

Nilgans © Ulrich vor dem Esche

Links & Quellen

Links

Quellen

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